Antrittsbesuch bei Thüringens Gesundheitsministerin
21.02.2025 - Apothekenwesen, Notdienst, externe Gremien, Ausbildung, interne Gremien
Anfang dieser Woche waren Vertreterinnen und Vertreter von LAKT und ThAV zu einem Antrittsbesuch bei Thüringens neuer Gesundheitsministerin Katharina Schenk und ihrem Staatssekretär Udo Götze. Für alle Beteiligten war es ein freundliches Kennenlernen und ein konstruktiver Meinungsaustausch.
Wir brauchen den Startschuss für den Neubau
Erstes und wichtigstes Gesprächsthema war die Situation des Neubaus des Instituts für Pharmazie in Jena. Die Planungen und der Baufortschritt sind durch die fehlenden Haushaltsmittel ins Stocken geraten. Die Signale aus der Universität sind besorgniserregend, weil der durch die geplante Nutzung von EFRE-Mitteln sehr klar zu strukturierende und vor allem zeitlich eng begrenzte Rahmen immer enger wird. Das Land muss den finanziellen Eigenanteil absichern und den finalen Startschuss geben, sonst ist das Projekt so nicht mehr umsetzbar, da die Mittel aus Europa verlorengehen, wenn die daran geknüpften Vorgaben nicht eingehalten werden. Die Ministerin war sich mit den anwesenden Apothekerinnen und Apothekern über die Bedeutung des Neubaus einig und sagte zu, sich um eine Klärung des aktuellen Standes des Bauprojekts im Bachstraßenareal in Jena zu bemühen.
Die wirtschaftliche Basis muss gestärkt werden
Anna Lihs und Stefan Fink vom ThAV sowie Andrea Kern vom LAKT-Vorstand machten der Ministerin deutlich, wie angespannt die finanzielle Situation der öffentlichen Apotheken ist und wie dringend eine deutlich verbesserte Finanzierung der ambulanten Arzneimittelversorgung nötig ist. Nicht nur die finanzielle Situation vieler Selbstständigen sei kurz vor dem Kollaps auch die Gehälter der Angestellten seien in weiten Teilen kaum noch konkurrenzfähig. Dabei sind es gerade die öffentlichen Apotheken, die flächendeckend in Thüringen familienfreundliche Arbeitsplätze anbieten könnten. Diese Arbeit wird überall im Land gebraucht, denn die Altersentwicklung zeichnet eine herausfordernde Versorgungsperspektive für den Freistaat, die in spätestens 15 Jahren einen Höhepunkt erreichen wird. Die Apotheken können hier vielfältige Aufgaben übernehmen, wenn sie entsprechend finanziell ausgestattet und personell ausgerüstet sind. Für beides trägt auch das Land Thüringen einen großen Teil der Verantwortung.
Anerkennungsverfahren beschleunigen und transparent gestalten
Geschäftsführer Neidel brachte in diesem Zusammenhang auch das Thema Anerkennung von in Drittstaaten erworbenen beruflichen Qualifikationen ins Gespräch. Thüringen habe in diesem Themenfeld einen aufgesprochen schlechten Ruf. Die Verfahren verliefen sehr intransparent und dauerten ausgesprochen viel zu lange. Es gäbe nicht nur ein Beispiel, an dem sichtbar wird, dass Thüringen Apothekerinnen und Apotheker an andere Bundesländer verliert, die eigentlich in unserem Land gebraucht werden. Hier können und müsse Thüringen unbedingt besser werden. Dazu gehöre nach Ansicht des Geschäftsführers auch, dass man sich im Bund stark mache, dass Menschen mit einer pharmazeutischen Ausbildung im Rahmen ihres Anerkennungsverfahrens schneller in pharmazeutischen Berufsfeldern eingesetzt werden können.
„Haben Sie ein Auge auf Berlin!“
In Sachen Notfallversorgung ist ebenfalls Thüringer Wachsamkeit und Verhandlungsgeschick gefragt. Eine zentralisierte Notfallversorgung, wie sie zuletzt in Berlin geplant worden sei, schwäche in der Konsequenz die flächendeckende Versorgung in weiten Teilen Thüringens. Im Notdienst kämen die Patientinnen und Patienten eben sehr häufig zuerst in die Apotheke und gingen eben nicht zuerst in die ärztliche Notversorgung. Der Notdienst sei flächendeckend eine Mischung aus beidem. Wenn nun aber die ärztliche Versorgung nur noch zentral organisiert würde und komplett aus den ländlichen Regionen verschwindet, dann ist die flächendeckende Versorgung der Apotheken nicht mehr zu halten. Hier müsse die Gesundheitspolitik Augenmaß beweisen und vor allem mit den Beteiligten tatsächlich in einen Austausch treten und nicht nur Beschlüsse verkünden.
In Thüringen gilt ein anderer Maßstab - Vertrauen
In Thüringen ist die Perspektive eine andere. Dieses Auftaktgespräch lässt alle Beteiligten hoffen, dass damit der Grundstein für eine vertrauensvolle und an der Qualität der Gesundheitsversorgung orientierten Zusammenarbeit gelegt wurde.